Skifahren mit Goldgräber-Feeling

Im Januar unternahm Fotograf Udo Bernhart zusammen mit Veit Erben eine Pilotreise in den Norden von British Columbia, Kanada, zu unserem neuen Partner Last Frontier Heli Skiing. Es war ein Erlebnis, das selbst den erfahrenen Tiefschneefahrer begeisterte.

„Während wir auf dem Stewart-Cassiar Highway unserem neuen Tiefschnee-Abenteuer entgegenfahren, denke ich mir: Der Firmenname des Veranstalters, Last Frontier Heli Skiing, ist wirklich Programm! Denn hier, an der Grenze zu Alaska, befindet man sich mitten in unberührter Wildnis. Es ist der Ort, wo die Goldgräber einst den Einstieg in die Yukon-Region wagten, um ihr Glück zu suchen.

Längst haben wir den Flugplatz in Terrace hinter uns gelassen, wo wir mit einer kleinen Propellermaschine, aus Vancouver kommend, gelandet waren. Nun sitzen wir seit viereinhalb Stunden im Auto und haben gerade die einzige Tankstelle auf der 800 km langen Strecke Richtung Yukon passiert. Es ist eine Hütte an der Meziadin Junction, fernab der Zivilisation. Wir fahren auf dem Highway 37, dem einsamsten Highway Kanadas, durch endlose Waldgebiete. In Kürze müssten wir unser Ziel, die Bell 2 Lodge erreichen. Mir fällt auf, dass die riesigen Bäume – 30 bis 40 Meter hoch! – eigentlich eher in den Regenwald passen als in diese subarktische Region.

Auf der Landkarte ist „Bell 2“ als kleiner Ort eingezeichnet, doch wenn man dort ist, wird klar: Die Lodge ist der Ort. Eine Handvoll Häuser, in der Mitte eine Tankstelle. Bell 2 bezeichnet die 2. Brücke auf dem Weg nach Norden, wobei „Bell“ im US-amerikanischen Slang-Ausdruck für „Brücke“ steht.

Die Bell 2 Lodge ist ein malerisches Nest. Als wir ankommen, beginnt es stark zu schneien – und so, wie es aussieht, hat in den letzten Monaten auch nicht gerade Tauwetter geherrscht. Der Schnee liegt meterhoch. Ich fühle mich irgendwie in meine Heimat Südtirol versetzt: Schneebedeckte Blockhütten gruppieren sich um das große Haupthaus, ringsherum Berge und Tannenwälder. Natur pur. Es herrscht eine sehr intime, familiäre Atmosphäre, schließlich ist die Kapazität mit maximal 35 Gästen relativ begrenzt.

Mike Watling ist Brite und Mitinhaber von Last Frontier Heliskiing. Er führt uns durch die Anlage, die Blockhaus-Charme mit dem Komfort eines First-Class Hotels verbindet. Jedes der Blockhäuser hat vier geräumige Zimmer mit jeweils zwei Betten, Bad, Balkon und einem eigenen Eingang. Für bullernde Wärme sorgt in jedem Zimmer ein urwüchsiger finnischer Specksteinofen, der selbstverständlich bei Ankunft schon angeheizt ist. Alles sehr gemütlich! Der Wellnessbereich mit Whirlpool, Sauna und so weiter befindet sich mitten im Hüttendorf.

Es ist Zeit fürs Abendessen, und wir gehen ins Haupthaus, wo sich neben dem Restaurant und einer Bar auch der Skishop befindet. Hier erlebe ich die nächste Überraschung: Der Lodge Manager kommt, seiner Hautfarbe nach zu urteilen, offensichtlich nicht aus der Gegend. Bei einem „1516“ Bier – das mit seinem Namen auf das Entstehungsjahr des bayerischen Reinheitsgebotes anspielt und erstklassig schmeckt! – erklärt er mir, dass er von den Bermudas stammt und erst vor zwei Wochen hier angefangen hat. Auf meine Frage, ob es ihm nicht zu kalt sei, winkt er ab: Er freue sich, endlich mal nicht dauernd schwitzen zu müssen. Ob er Ski fährt, habe ich ihn nicht gefragt.

Als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster unseres Blockhauszimmers schaue, geht hinter den tief verschneiten Bergriesen gerade die Sonne auf – und mir das Herz. Keine Wolke steht am Himmel. Das ist unser Tag! Ich jauchze innerlich und mache mich schnell fertig: Heute wird endlich Ski gefahren! Wir steigen zusammen mit Mike in den Heli, und Steve, der Pilot, lässt den Eurocopter A-Star 350 Écureuil B3 am Berg entlang den Gipfel hinaufsteigen. Écureuil heißt Eichhörnchen, und genauso fliegt sich der Heli auch. Flink und kraftvoll geht es in dieser tollen Maschine nach oben. Last Frontier Heliskiing fliegt ausschließlich Eurocopter B3-Helis, die ideal sind für diese Aufgabe im hochalpinen Gelände. Mit dem B3 wurden bereits Rettungsaktionen im Himalayagebiet auf 7.000 Metern durchgeführt – während die Leistungsfähigkeit herkömmlicher Hubschrauber bereits ab 3.500 Metern abnimmt.

Unter uns werden die mächtigen Tannen kleiner, und wir genießen die spektakuläre Aussicht. Hier kann man vor allem Tree-Skiing vom Feinsten erleben, ein Wahnsinnserlebnis! Last Frontier bietet mit dem weltweit größten Heliskigebiet für jeden Tiefschneefan das Richtige: Neben unendlichen Waldabfahrten gibt es hier weite, offene Terrains und anspruchsvolle, steile Runs mit Schnee bis zur Hüfte.

Der Hubschrauber landet und wir schnallen die Skier an, unser Guide gibt uns letzte Instruktionen, dann stößt er sich ab. Und wir hinterher. Es ist einfach immer wieder unglaublich, welche Glückshormone das Wedeln im Tiefschnee freisetzt. Wir schreien vor Freude, während wir den steilen Hang hinunterschwingen. Unten wartet schon der Heli auf uns, und es geht wieder hinauf. Ich könnte das ewig tun! Die Guides sind natürlich alle zertifizierte Bergführer und haben eine langjährige Erfahrung. Auch hier steht die Sicherheit an oberster Stelle. Immer wieder checkt unser Guide vor den Runs das Schneeprofil, um die Lawinengefahr abschätzen zu können. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Einen der Guides fand ich übrigens besonders interessant. Es ist der Osttiroler Hannes Webhofer, ein echt wilder Bursche, der seit einer gefühlten Ewigkeit Bergführer ist und schon in allen arktisch-kalten Regionen dieser Welt unterwegs war. Hannes hat sich hinter der Bell 2 Lodge eine alte Trapperhütte restauriert und lebt dort seinen Traum. Ein Trapper auf Skiern…

Während einer Pause erzählt mir Mike von einer interessanten Besonderheit bei Last Frontier Heliskiing – der Höhenmeter-Garantie: Sind die Schneebedingungen schlecht und kann der Kunde weniger als die im Paket vereinbarten Höhenmeter fahren, erhält er eine Entschädigung. Kann er mehr fahren als vereinbart, zahlt er einen zusätzlichen Betrag. Ich finde das sehr fair. Der Eurocopter A–Star B3 bietet jeweils vier Personen plus Guide Platz. Mehr braucht es nicht, denn – und das ist ein weiterer Vorteil von Last Frontier – hier wird ausschließlich mit kleinen Gruppen von maximal 4 Personen gefahren bzw. geflogen.

Mike erklärt mir, dass sich der Spaß noch steigern lässt – mit der so genannten Lodge-to-Lodge-Safari. Bei diesem Vergnügen, das exklusiv bei Last Frontier Heliskiing angeboten wird, ist man sieben bis zehn Tage mit dem Hubschrauber unterwegs. Dabei pendelt man zwischen der Bell 2 Lodge und dem Ripley Creek Inn, dem zweiten Domizil von Last Frontier, das etwa 65 Kilometer Luftlinie weiter südlich liegt. Wo es schön ist, wird gelandet, und man fährt ab. Dann geht’s wieder in den Heli, und man fliegt weiter über die atemberaubenden Berge British Columbias, bis man erneut eine Abfahrt findet. Ein zweiter Hubschrauber transportiert das Gepäck. Die Idee gefällt mir, muss ich unbedingt einmal machen!

Ripley Creek liegt in Stewart, einem historischen Goldgräberort, einen Katzensprung von Alaska entfernt. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Wenn es so etwas wie authentisches Goldgräber-Feeling gibt, dann hier. Auf der Rückfahrt kamen wir dort vorbei. Ein Goldnugget habe ich zwar nicht gefunden, dafür Elche und Wölfe, die unbekümmert die Straße überqueren. Nicht weit von Stewart entfernt liegt übrigens Hyder, ein gottverlassenes Nest, das nur dadurch bekannt wurde, dass sich dort im Vietnamkrieg die Deserteure der U.S. Army versteckten. Weil sie hier niemand suchte.

Die nächsten Tage schneit es dauerhaft und ausgiebig. Das bedeutet, der Heli muss am Boden bleiben. Macht aber nichts, denn Mike hat für diese Fälle ganz spezielle Ersatzbefriedigungen im Köcher: zum Beispiel Tontaubenschießen und Bogenschießen – ersteres auf typisch kanadische Art mit der Pumpgun! Wer wie ich noch nie eine solche Waffe in den Händen hatte, ist überrascht, wie einfach und effektiv sie funktioniert. Von den Tontauben jedenfalls sind die wenigsten heil in den Schnee gefallen. Und dann das Bogenschießen: Dieser Sport genießt hier zurzeit einen mächtigen Aufschwung. Dabei wird nicht auf Scheiben geschossen, der Bogen wird vielmehr als Waffe verwendet. Das ist Bow Hunting. Auch wir haben uns daran versucht, allerdings haben wir nur Gummitiere gejagt. Veit brachte ein Streifenhörnchen zur Strecke – mit vier Pfeilen – Volltreffer!

Beim letzten Abendessen in der Bell 2 Lodge, das im Übrigen sehr reichhaltig und lecker ist, reden wir über die zurückliegenden Tage und was wir alles erlebt haben. Wir sind immer noch schwer fasziniert. Weil dieses Angebot so besonders, so anders ist als alles, was AEROSKI bisher angeboten hat. Veit bringt es auf den Punkt: Es ist eine echte Alternative. Und wenn’s nur darum geht, endlich mal seine Ruhe zu haben.“

Veit Erben und Udo Bernhart

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